Wir werden am 20. April mit einem Fahrradkorso durch Rudow, Johannisthal, Schöneweide und Köpenick auf die den Locations der organisierten Naziszene im Berliner Südosten aufmerksam machen und unseren antifaschistischen Protest zum Ausdruck bringen. Zehn Tage vor der antifaschistischen Großdemonstration und dem Open Air-Konzert der Kampagne “Gemeinsam gegen Nazis“ am 30. April in Schöneweide werden wir am 20. April – jenem Tag, an dem Nazis in den letzten Jahren immer wieder den Geburtstag Adolf Hitlers feierten – auf die Vernetzung neonazistischer Akteur_innen aufmerksam machen.
Der Südosten Berlins hat sich in den letzten Jahren zum wichtigsten Aktionsschwerpunkt „Autonomer Nationalisten“ und der NPD entwickelt. Hier haben sich stadtbekannte gewaltbereite Neonazis eingerichtet, wohnen und arbeiten hier.
Die Berliner NPD hat den Süden Neuköllns zu einem ihrer Aktionsschwerpunkte auserkoren. Der südlichste Ortsteil Rudow hat schon länger ein Neonazi-Problem, doch auch in Britz, Buckow und der Gropiusstadt gibt es Aktivitäten. Nächtliche Brandanschläge auf zwei Häuser von Familien mit Migrationshintergrund und auf ein linkes Jugendzentrum sind einschneidende Beispiele der letzten Jahre. Aktuell macht die NPD mit Unterstützung des militanten Neonazi-Netzwerkes „NW-Berlin“ gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft im Bezirk mobil. Mit 22 rechten, rassistischen und antisemitischen Gewalttaten war Neukölln 2012 der Bezirk mit den meisten Übergriffen. Nachdem eine Familie in der Britzer Hufeisensiedlung im August 2011 NPD-Aktivisten deutlich machte, dass sie kein Werbematerial der Partei in ihrem Briefkasten wünschen, folgten in den nächsten Monaten eingeworfene Fensterscheiben, Farbbeutelattacken und die wiederholte Sprengung des Briefkastens. Immer häufiger sind Neuköllner Neonazis auch in den benachbarten Ortsteilen des Bezirks Treptow-Köpenicks anzutreffen, einige wohnen inzwischen auch dort.
Solche Anschläge auf von engagierten Anwohner_innen bewohnte Privathäuser gab es auch in Treptow-Köpenick, so geschehen in Adlershof und Johannisthal. Der Ortsteil Johannisthal, für Nazis strategisch gut zwischen Rudow und Schöneweide gelegen, ist seit Monaten Schwerpunkt von Propagandadelikten. Besonders das Wohngebiet zwischen Sterndamm und Springbornstraße wird mit Sprühereien, Aufklebern und Plakaten der NPD überzogen.
Doch diese Propagandaaktionen, mit denen Hoheitsgebiete abgesteckt werden sollen, stoßen auf Protest. So gab es in den vergangenen Monaten sowohl im Süden Neuköllns, als auch in Treptow-Köpenick mehrere antifaschistische Kiezspaziergänge, bei denen neonazistische Propaganda entfernt wurde. Auch durch andere Aktionen und Demonstrationen haben wir in den letzten Jahren auf diese Situation im Südosten aufmerksam gemacht. Erst im Januar und Februar konnten Nazis am S-Bahnhof Schöneweide, an ihrem berlinweiten Abreisetreffpunkt zu bundesweiten geschichtsrevisionistischen Naziaufmärschen in Magdeburg und Dresden, gestört werden. Am 13.Februar konnte dadurch sogar die Abfahrt in Schöneweide mit Reisebussen nach Dresden verhindert werden, so dass die Nazis ins brandenburgische Schönefeld ausweichen mussten.
Ein paar Nazis trafen sich aber trotzdem in Schöneweide vor der Kneipe „Zum Henker“ in der Brückenstraße, der zentralen Abend-Location der organisierten Szene in Berlin. In dieser Straße, die inzwischen mehr als „Braune Straße von Berlin“ bekannt ist, befindet sich auch der Bekleidungs- und Waffen-Laden „Hexogen“ des Berliner NPD-Vorsitzenden Sebastian Schmidtke. Rund um diese Straße betreiben Neonazis außerdem weitere Kneipen, ein Striplokal, einen Rockerclub, einen Spätverkauf, ein Tattoo-Studio und einen Buchladen.
Durch diese Locations wurde die organisierte Naziszene massiv gestärkt, was wiederum vermehrt auch zu gewalttätigen Angriffen auf politische Gegner_innen und Migrant_innen führte. Im letzten Jahr griffen beispielsweise mehrere Nazis aus der Kneipe „Zum Henker“ heraus einen jungen Mann an, den sie für einen Linken hielten und jagten ihn durch die Brückenstraße. Nur das beherzte Eingreifen von Angestellten eines von Migrant_innen betriebenen Imbissladens rettete ihn. Ein anderer Fall ereignete sich im Oktober 2011: ein 25-jähriger Schöneweider Neonazi versuchte einen Pizzabäcker in der Wilhelminenhofstraße in Oberschöneweide zu ermorden. Der Täter stach mehrfach mit einem 16 Zentimeter langen Messer auf sein Opfer ein, dessen Leben im letzten Moment durch eine Notoperation gerettet werden konnte. Einige Monate später versuchte der Täter in der Haft, ebenfalls aus rassistischen Motiven, einen vietnamesischen Mitgefangenen zu ermorden. Auch dieser überlebte nur knapp.
Ebenfalls im Berliner Südosten befindet sich die Bundeszentrale der NPD. Das im Ortsteil Köpenick gelegene Haus mit eigenem Veranstaltungsgebäude bildet den bedeutendsten Ort der deutschlandweiten Infrastruktur der Neonazis. Dort werden die Strategien der Partei entwickelt, die insbesondere in Berlin der legale Arm der gewalttätigen Neonaziszene ist.
Neben den schon genannten Aktionsformen, werden wir in Zukunft auch neue Formen des Protestes entwickeln. Wir werden dem Nazitreiben nicht tatenlos zusehen.
Pumpt eure Reifen auf, ölt eure Ketten und beteiligt euch an unserem antifaschistischen Fahrradkorso! Lasst uns auf unseren Fahrrädern zusammen, begleitet von guten Redebeiträgen und lauter Musik, auf den Straßen durch den Berliner Südosten fahren!
Gemeinsam gegen Nazis!
Für eine alternative Jugendkultur im Südosten Berlins!
LIVE mit dabei: Die antifaschistischen HipHop-Acts Refpolk (Schlagzeiln) und Filou (Berlin Boom Orchestra)
Antifaschistischer Fahrradkorso: 20.04.2013 – 15:00 Uhr – U-Bahnhof Rudow
(Treffpunkt zur gemeinsamen Anreise aus der Innenstadt: 14:15 Uhr auf dem Vorplatz des S- und U-Bahnhof Neukölln)
Eine Aktion von Uffmucken Schöneweide, Autonome Neuköllner Antifa, Antifaschistisches Bündnis Süd-Ost, Antifa AG Neukölln, Bündnis “Gemeinsam gegen Nazis“
Flyer gibt’s hier zum Download.
Mehr Infos unter: www.uffmucken-schoeneweide.de, www.zeitzuhandeln.antifa.cc und www.gemeinsam-gegen-nazis.de